Oft hat man das Gefühl, dass man dem Riesen Google nicht entrinnen kann. Google ist überall: In unserer Mailbox, in der Werbung, in der Forschung, in unserer Arbeit (Gsuite, sheets, docs, sites, …) UND in unseren Daten. Sie ist unsere Suchmaschine per se (also unsere rechte Hand, wenn wir mal nicht weiter wissen) und sollte uns das nicht zu denken geben? Es kommt das ungute Gefühl auf, dass man dem nicht mehr entkommen kann. Eine interessante Alternative zur großen Suchmaschine, um unsere Daten als Nutzer zu schützen, ist vor einigen Jahren in Europa, genauer gesagt Frankreich, entstanden.
Wer und was ist Qwant?
Der Name lässt eine Wortschöpfung erahnen: Das Q in Qwant steht für Quantität, die große Datenmenge, die in der Suchmaschine verarbeitet wird, und "want" kommt vom englischen Begriff „wanted“, was „gesucht“ auf deutsch heißt.
Nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung ging die französische Suchmaschine im Jahr 2013 live. Seitdem ist das Team, welches in Paris, Nizza und Rouen ansässig ist, gewachsen und stätig darum bemüht, die Suchmaschine weiter voranzutreiben und Neuerungen einzuführen. Die neueste Qwant-Version steht für:
- Ein modernes und verbessertes Design
- Ein Layout, das auf Basis der Benutzererfahrung gestaltet wurde
- Neue, umfangreichere Suchfunktionen
- Eine Benutzeroberfläche, die für Handys und Tablets angepasst wurde
Die zwei wichtigsten Prinzipien von Qwant ist, dass die Suchmaschine seine Benutzer nicht zurückverfolgt und keine Werbeinhalte filtert. So wird nicht nur die Privatsphäre der Benutzer gewahrt, sondern es werden gleichzeitig auch relevante Suchergebnisse in einer sicheren Umgebung garantiert.
Das liegt unter anderem daran, dass die Recherche-Ergebnisse nicht mit der persönliche IP-Adresse verbunden sind. Des Weiteren ist die Nutzung jeglicher Trailer, die zu Werbezwecken bestimmt sind, verboten. Um die Benutzererfahrung zu optimieren, ist leglich nur eine „lokale Speicherung“ der Verbindungseinstellungen (Sprache, Aktivierung oder Deaktivierung von Trends, Safesearch and Favicon) nötig.
Ein Qwant-Konto
Du kannst dir ähnlich wie bei Google+ ein Benutzerkonto anlegen, mit dem du einige Extrafunktionen nutzen kannst. Definiere deine Einstellungen (welche Kategorien und Optionen aktiviert sind), die mit Hilfe eines Cookies gespeichert werden.
Außerdem kannst du deine Favoriten, die auf der Startseite als erstes gezeigt werden sollen, festlegen und auf sogenannte Notizhefte (in Google+ heißt dies „Sammlungen“ und hier auf englisch auch „Boards“) zugreifen und selber welche kreieren, die privat bleiben oder veröffentlicht werden können. Lass dich von Notizbüchern in verschiedenen Kategorien inspiereren und sortiere diese nach Aktualität, Relevanz, Aktivität, Umfang und Beliebtheit.
Wenn du dir ein Qwant-Konto anlegst, werden auch hier so wenig Daten wie möglich gespeichert, um deine Privatsphäre zu gewährleisten.
Noch schneller sein mit Qwick
Qwick ist eine Qwant-Funktion, die es dir ermöglicht, bestimmte Webseiten zu verknüpfen. Um schnell auf eine Website und ein beliebiges Ergebnis zugreifen zu können, musst du nur das „&“-Zeichen gefolgt von der Seite eingeben. Wenn du z. B. einen Laptop auf Amazon suchst, würde das so aussehen:
"&a Laptop" -> dann drückst du auf die Suchlupe und Qwick befördert dich sofort auf die Amazonoberfläche mit den gewünschten Produktergebnissen.
Qwant Junior - eine Suchmaschine auch für unsere Kinder
Wir als Eltern sind natürlich besonders um unsere Kinder besorgt, wenn sie ihre ersten Interneterfahrungen machen. Qwant hat für unseren Nachwuchs eine besondere Suchmaschine namens Qwant Junior erfunden, die sich an hauptsächlich 6- bis 13jährige wendet. Auch hier werden die Benutzerdaten geschützt, da die Suchhistorie unserer Kleinen nicht gespeichert und kein Benutzertracking jeglicher Art durchgeführt wird. Es gibt weder Werbeeinblendungen noch irgendwelches Produktmarketing. Der Hauptfokus liegt auf pädagogisch-wertvollen Websites. Die Seiten, die in irgendeiner Form Pornografie, explizite Gewalt, Drogen oder Inhalte rassistischer Art enthalten, werden herausgefiltert.
So hat Qwant seine Analysetechnologie für Metadaten, Fotos, Kommentare, Keywords für Qwant Junior so weiterentwickelt, dass die oben genannten pädagodisch-widrigen Inhalte auf eine beständig wachsende schwarze Liste gesetzt werden. Das Gegenstück zu Qwants schwarzer Liste ist die weiße Liste, die alle pädagogisch-wertvollen Seiten unter dem Tab „Bildung“ (frz. „Education“) regruppiert.
Auch hier kann ein Konto angelegt werden, um von den „normalen“ Qwant-Funktionen zu profitieren (Notizbücher, Lesezeichen, etc.) und auf der Startseite kann man Suchbegriffe eingeben sowie die Tagestrends einsehen.
Eine weitere gute Initiative ist die Qwant Junior-Variante, die für Lehrkräfte und Lehramtsstudenten zugänglich ist, um ein sichere Suchmaschinenerfahrung in den Bildungskörper zu initiieren und umzusetzen. Alle Lehrer und die, die es werden sollen: Hier geht‘s lang: edu.qwantjunior.com.
Ein großes Manko ist allerdings, dass Qwant Junior bisher nur für den englisch- und französischsprachigen Nutzer zugänglich ist.
Verbesserungsmöglichkeiten für Qwant
... bei der Kontoerstellung
Als ich mein Konto über die „deutsche“ Nutzeroberfläche erstellen wollte, klappte das beim ersten Mal nicht, weil mir der Passwortgenerator immer sagte, dass mein Passwort mindestens 8 Zeichen haben muss (obwohl meins schon lange mehr als 12 hatte). Ich habe es dann im Firefox-Browser auf der französischen Benutzerfläche noch einmal versucht und da ging es. Geduld und Einfallsreichtum sind hier noch gefragt.
Frankreich lässt grüßen
Voilà, generell merkt man, dass Qwant noch sehr frankophon ist. Wenn man in die vorhandenen Notizhefte geht, sind die meisten auch auf der deutschen Oberfläche vorwiegend französisch. Wie erwähnt, muss unbedingt auch noch eine deutsche Version für Qwant Junior entwickelt werden.
Übersetzungen der Qwant-Informationen (FAQs, Über uns, etc.) klingen leider noch etwas französisch – einige Formulierungen hören sich etwas seltsam für unsere deutschen Ohren an, was dem Verständnis aber keinen Abbruch tut.
Die Default-Blogeinstellung ist leider auch auf französisch, wenn man unten links auf den Blog-Button drückt. Nur wenn man etwas länger sucht, findet man auch einige deutsche Artikel aus den Jahren 2015 und 2016 (die allerdings nicht parallel zum französischen Content weitergeführt wurden). Dieser letzte Eintrag stammt vom Januar 2016 (Ein frohes Neues, Qwant!):
Die Facebook- und Twitter-Page von Qwant sind leider auch auf französisch, sodass unsere Sprachkenntnisse noch einmal aufpoliert werden müssten ;-).
Das Suchfenster
Ein weiteres kleines Handycap ist auf der Startseite das Suchfenster, welches den Hintergrundtext nicht wegnimmt, wenn man anfängt seinen Suchbegriff einzugeben. Was ein wenig störend ist, weil man zwei überlappende Begriffe sieht. Update: Qwant scheint mein Feedback bereits aufgenommen zu haben, da es jetzt einwandfrei funktioniert :-).
Außerdem schlägt dir das Suchfenster bei längeren Suchbegriffen leider keine Suchbeispiele (wie in Google) vor. Ich habe es mit VAcilitate versucht und nach "vac" war es dann vorbei mit den Vorschlägen :-(.
Ständiges Bemühen, sich zu verbessern
Ok, nobody is perfect! Und Qwant scheint bemüht zu sein, die Nutzererfahrung weiterzuentwickeln und zu verbessern. Es gibt ganz unten links ein Feedback-Fenster, wo jedermann seine Vorschläge anbringen kann. Auch deine Meinung zählt, um diese lobenswerte, europäische Initiative weiter voranzutreiben: https://www.qwant.com/feedback
Allez, courage, Qwant!